Besorgungen in Bangkok

In Bangkok lässt sich so ziemlich alles organisieren, was nötig, hilfreich oder möglich ist. In unserem Fall: Ein Visum für Myanmar (früher Burma). Wir haben uns vorher schlau gemacht und alle notwendigen Dokumente besorgt. Da die Botschaft letzte Woche wegen Feiertagen geschlossen war, erwarten wir einen entsprechenden Andrang und brechen früh auf. Die Visa-Abteilung der Botschaft ist von 9:00 bis 12:00 geöffnet und wir kommen um 8:00 an (durch die Rush hour von Bangkok). Das Thermometer steht irgendwo zwischen 35 und 40 Grad, wir sind in der heissen Jahreszeit unterwegs. Vor uns in der Reihe stehen geschätzte 80 Personen, hinter uns mindestens ebenso viele. Es geht langsam voran. Zweieinhalb Stunden später um 10:30 stehen wir endlich vor dem Schalter und geben unsere Visumsanträge ab. “Sorry, we cannot accept this application. This is not a real photo, only a paper copy.” schnauzt uns die Botschaftsangestellte an. Einen Moment lang fällt das Herz in die Hose. Wir gehen die Optionen durch: Jemand bleibt in der Schlange und der andere rennt zum nächsten Photo Shop? Wir kommen morgen nochmal? Nein. Wir lächeln freundlich, spielen die armen Unwissenden und werfen allen Charme in die Runde, den wir unter diesen Umständen aufbringen können. “Okay, we make an exception. But next time, you bring a real photo.” Geschafft! Wir verlassen die Botschaft und gehen zusammen mögliche Ablehnungsgründe für das Visum durch: Falsches Photo, zurzeit arbeitslos, Anwalt (der aber im Fach Grundrechte nicht so gut aufgepasst hat und bis jetzt nur für gewinnorientierte Firmen gearbeitet hat, die nichts mit Rechten von ethnischen Minderheiten am Hut haben).

Wir verkürzen die Wartezeit mit einem Besuch bei der Thailand Post, da wir unser Outdoor Material heimschicken wollen. Zelt, Mätteli, Schlafsack etc. sind nicht südostasientauglich. Wir malen uns bereits erste Worst Case Scenarios aus, werden jedoch positiv überrascht: Die Postangestellten sind überaus hilfsbereit, freundlich und professionell. Nach 20 Minuten haben wir 10 Kilo Material verpackt, die benötigten Dokumente ausgefüllt und alles zum Versand abgegeben. Das Paket wird in ca. zwei Monaten in der Schweiz ankommen. Und wir reisen endlich mit leichtem Gepäck.

Gleicher Tag 15:30: Wir stehen wieder vor der Botschaft und wollen unser Visum abholen. In der Reihe erfahren wir, dass es am Morgen nicht alle bis zum Schalter geschafft haben und es entsprechende Szenen gab. Wir stellen uns nun auf kurze Wartezeiten ein, es geht jedoch viel zäher voran als am Morgen, obwohl nur etwa halb so viele Leute in der Schlange stehen. Endlich hat sich die Reihe soweit bewegt, dass wir im Visa-Gebäude Schutz vor der brennenden Sonne finden. Leider müssen wir erfahren, dass die Klimaanlage am Morgen zusammengebrochen ist. Der Schweiss fliesst in Bächen, die Reihe geht jedoch keinen Zentimeter vorwärts. Wir befürchten, dass in diesem engen und stickigen Barrackencontainer bald die ersten Leute kollabieren. Irgendeinmal bringt jemand die AC zum laufen (nota bene auf 34 Grad eingestellt, was aber dennoch merkliche Kühlung bringt). Nach einer Stunde, kurz vor der Schliessung des Schalters, haben wir es endlich nach vorne geschafft.

Visum granted! Das stickige und heisse Klima in der Botschaft lädt noch nicht zu Freudensprüngen ein. Nach ein paar Schritten an der frischen Luft (naja, Bangkok leidet ziemlich arg unter Smog), realisieren wir endlich, dass unsere Tagesmission erfüllt ist. Zur Feier des Tages lassen wir den Abend auf der Dachterrassenbar eines Luxushotels ausklingen. Die verbleibenden Tage nutzen wir noch für einen Thai-Kochkurs, Shopping und Sightseeing.

Rain in the Sunshine State

I am sitting in the train to Sydney. Early this morning we have left Brisbane and Queensland, the sunshine state that brought us a lot of rain. While we are passing green fields, forests and the odd kangaroo I am reflecting on last week.

Our plan had been to leave Cairns southbound to find beaches which are stinger free. Since we drove 8500 km in New Zealand we chose to take the train. There is a train called “The Sunlander” which runs from Cairns to Brisbane in 31 hours and it is regarded as one of the 25 great rail journeys in the world. It is thus similarly classified as for instance the Glacier Express in Switzerland. We went through changing landscapes but mostly sugar cane fields and secondary rain forests. It rained continuously and we started to joke about the name of the train and became afraid if our camping beach holiday had been a good idea.

Our campground was right on a beautiful white sand beach on Straddie island, a sand island outside Brisbane. Unfortunately we spent more time in the tent than on the beach. Our tent proved its water resistance especially one morning when we had water flowing underneath and we felt like lying on a water bed. To be fair it was not raining constantly and we managed to see a bigger part of the island when the sky cleared up. We did a mountain bike tour with rented old rusty bikes and saw the fresh water lakes of the island. We also did some walking and jogging on the white beaches. And finally on our last day on the island just as we were about to leave the sun came out.

I am still in the train, we are stopping at small settlements every hour or so. Most of the people in our carriage have just been happy to see one lady getting off as she has listened to music on a volume that everyone had to listen with her. Some things seem to be the same everywhere. We are travelling in economy class seats as we did on our Sunlander journey. We would have wanted a sleeping berth on our long journey but it would have meant hat Theo and I travelled in different compartments. But even after more than two months we still like to travel together.

We are soon going to leave Australia. It was good spending some time in cities like Sydney and Brisbane. We experienced a bit of the tropical rain forests in the north, dived in the Great Barrier Reef and saved ourselfs from endless driving going by train. We met some cute kangaroos in the wild and saw other famous marsupials of the country in a wildlife sanctuary. Last but not least the train journey and bad weather gave me a good excuse to read a couple of books which I enjoyed a lot.

Tomorrow we are going to fly to Bangkok to organize our visa for Myanmar. A completely different country and climate is waiting for us.

Great (?) Barrier Reef

Ich erinnere mich noch gut an die mahnenden Worte unseres ersten, holländischen Tauchlehrers Michel, bei dem wir vor sieben Jahren in Thailand unsere Tauchkarriere begannen: “Diving in the Great Barrier Reef is like diving in a production line. They send you back to the surface after 30 minutes and you will dive a second time with the same tank. Don’t go there.” Kluge Menschen lernen aus den Erfahrungen anderer. Da wir aber grad im Lande waren, wollten wir dieses Stück UNESCO Weltnaturerbe und kolportierte Weltwunder der Natur mit eigenen Augen sehen. Das grösste Korallenriff der Welt gilt auch als die grösste von lebenden Organismen gemachte Struktur und ist vom Mond aus sichtbar. Für den Betrachter vor Ort sind solche Superlative jedoch eher hintergründig.

Die Tour am Ostermontag war trotz Höchstsaison schnell organisiert: Bald fanden wir uns auf einem modernen Katamaran, der mit 60 Tauchern, Tauchnovizen und Schnorchlern voll besetzt war. Wohlgemerkt: Es handelte sich hier um ein eher mittelgrosses Boot – es gibt Touren, die 300 Personen an Bord nehmen. Der Ausflug war auf die Minute genau durchorchestriert, was zwar sehr professionell schien, aber dem Tag doch ein mechanisches Flair verlieh. Die Tauchgänge sollten genau 40 Minuten dauern. Als wir beim zweiten und ungeführten Tauchgang (die Guides waren nicht wirklich brauchbar) nach 50 Minuten mit noch ziemlich viel Luft nach oben kamen, blies uns die Ungeduld der Crew offen entgegen. Abgesehen vom erwarteten Fliessbandbetrieb mit drei Tauchgängen ohne vernünftige Oberflächenintervalle und Briefings, blieben jedoch die von Michel prophezeiten Szenarien weitgehend aus.

Das Riff hat in den letzten zwanzig Jahren etwa die Hälfte seiner Korallen verloren. Als Gründe dafür werden etwa Klimaerwärmung, el nino, Korallenbleiche und Versäuerung der Meere sowie stärkere Zyklone angeführt. Was ich jedoch gesehen habe, sind enorm viele und vor allem viele schlechte Taucher (und Tauchlehrer!), die willentlich oder unwillentlich auf den Korallen herumstolpern. Bei einer Berührung durch Plastikflossen oder Handschuhe können Korallen bereits absterben. Nun muss man wissen, dass das Great Barrier Reef als Mekka für Tauchanfänger gilt. Dies ist für mich darum unverständlich, weil in einem solchen Massenbetrieb kaum individuell auf Tauchschüler und deren Schwächen eingegangen werden kann, was jedoch in diesem Stadium von enormer Wichtigkeit wäre. Und auf Themen wie nachhaltiges Tauchen wird hier offenbar nicht gross eingegangen. Bei der schieren Masse von ca. zwei Millionen Besuchern pro Jahr könnte daher ein vielleicht nicht unerheblicher Teil des Schadens von Tauchern herrühren (auch erfahrene und vorsichtige Taucher können leider kleine Berührungen des Riffs nie ganz ausschliessen).

Nun muss man fairerweise auch sagen, dass die Tauchgänge trotz vieler abgebrochener toter Korallenteile auf dem Sandboden nicht schlecht waren (man sah u.a. Riffhaie, Barracudas, Stachelrochen etc.). Wie die meisten Schiffe fuhr auch unseres zu den äussersten Riffen, wo der Zustand noch besser sein soll. Von anderen Reisenden hörten wir, dass die schon länger betauchten inneren Riffe einen traurigen Anblick böten. Ironischerweise konnten wir einige Tage zuvor in Sydney das berühmte Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior III besichtigen, als es sich an der australischen Ostküste auf einer Kampagne für die Erhaltung des Great Barrier Reef befand. Die Kampagne richtete sich allerdings nicht gegen Massentauchen ohne Rücksicht, sondern gegen den Bau von Kohletransporthäfen im Riffgebiet.

Einen erfreulichen Gegensatz dazu boten unsere Tauchgänge auf den viel weniger bekannten Poor Knights Islands in Neuseeland einige Wochen zuvor. Ganz in der Nähe davon liegt übrigens der endgültige Ruheplatz des Wracks der Rainbow Warrior I, die in den 80er Jahren vom französischen Geheimdienst im Hafen von Auckland versenkt wurde. Die Poor Knight Islands bieten keine klassischen tropischen Korallen, sondern kühlere subtropische See. Dank seiner reichen Artenvielfalt (tropische und Kaltwasserfische) wurde dieses Tauchgebiet von Jacques Cousteau persönlich unter die Top 10 weltweit gekrönt. Nur zwei Anbieter fahren raus und es wird geboten, was eigentlich als Standard gilt: Gelebte Nachhaltigkeit, Bewusstsein für die einmalige Meeresbiologie, gute Informationen und persönliches Engagement der Guides. Die grösste Unterwasserhöhle der Welt (Riko Riko Cave), die Kelpgärten und weitere Highlights (wir sahen unter anderem riesige Stachel- und Adlerrochen sowie Walknochen) machten diese Kaltwassertauchgänge wirklich zu einer einmaligen Erfahrung. Auf der rauen Rückfahrt wirkten dann aber leider die Seasick Pills nicht mehr…

Im Schatten der Wolkenkratzer

Der Kontrast könnte kaum grösser sein: Nach den atemberaubenden Landschaften Neuseelands landen wir in der urbanen Weltstadt Sydney. Australien war ursprünglich kein primäres Ziel unserer Odyssee, doch dachten wir uns, wenn wir schon mal da sind, dann könnte man doch kurz einen Blick reinwerfen. Die meisten Leute, mit denen wir vorher gesprochen hatten und die beide Länder bereist hatten, waren der Meinung, dass Neuseeland um einiges lohnenswerter sei. Wir landeten hier also ohne grosse Erwartungen, die auch kaum enttäuscht werden konnten.

Sydney ist auf jeden Fall einen Besuch wert! Schon nur das Opernhaus mit seiner pittoresken Lage mitten im Hafen lohnt sich am Tag wie in der Nacht. So besuchten wir Offenbachs ins Englische übersetzte und postmodernisierte Operette “Orpheus in the underworld”. Zuerst waren wir begeistert, doch nach der Pause wirkte das Spiel sehr bemüht und zähflüssig. Die zu Beginn als erfrischend empfundenen Elemente von Musical, Junk-Kultur und bissigem Zynismus nahmen leider überhand und störten den Handlungsfluss. Doch war die Darbietung auch ein bisschen Spiegel der Stadt: Eine Mischung aus klassischen europäischen Mustern und amerikanischer Entertainment- und “size matters”-Kultur stark gewürzt mit asiatischer Disziplin, Exotik und Kitsch. Wenn man in Sydney aufwachen würde, wäre es wohl nicht so einfach zu bestimmen auf welchem Kontinent man sich befindet.

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Daneben ist Sydney natürlich wie jede echte Weltstadt ein Kunst- und Kulturmekka wie auch eine Partystadt. Da wir in der Stadt leider kein Plätzchen für unser Zelt fanden, übernachteten wir in einem der günstigsten Backpackers für 20 Jährige. Vielleicht half das Bewusstsein, dass man auch einmal so war bei der Wahrung der Toleranz. Für die unschlagbare Lage nahmen wir jedoch einiges in Kauf. Man merkt: Australien ist ein ideales Land für erste Reiseerfahrungen. Und mit seinem mild warmen Klima, der Nähe zu schönen Stränden und der touristischen Infrastruktur bietet sich Sydney als idealer Ausgangspunkt an.

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Nun geht es weiter nach Cairns um das berühmt berüchtigte Great Barrier Reef zu betauchen (die sea sick pills sind eingepackt).