In der Wüste

Nachdem wir uns in der ersten Hälfte unseres Iranaufenthalts vor allem viele Sehenswürdigkeiten angesehen haben, sind wir nun reif für eine Pause. Da mir das Konzept von Sonnenbaden hinter einem Vorhang am persischen Golf nicht unbedingt zusagt, entscheiden wir uns für ein “homestay” im kleinen Dorf Toudeshk Cho in der Wüste Dasht-e Kavir. Mohammed, sein Bruder und Familie nehmen uns sofort herzlich auf und wir fühlen uns schnell dazugehörig. Das Haus ist mehr als 100-jährig und im traditionellen Stil aus Lehmziegel gebaut und umschliesst einen schönen Innenhof. Während wir ein einfaches aber eigenes Zimmer mit Matratzen direkt auf dem Boden bekommen, schläft die ganze Familie in einem Zimmer direkt auf dem Boden.

Da wir in einem Privathaushalt sind, muss ich zur Abwechslung mein Kopftuch nicht tragen. Auch wenn ich mich ans Kopftuch etwas gewöhnt habe, freue ich mich sehr auf den Tag, an dem ich nicht mehr gezwungen bin, es zu tragen. Wir treffen bei Mohammed auch andere Langzeitreisende und sind bald in die üblichen Reisediskussionen vertieft.

Dasht-e Kavir ist hauptsächlich eine Steinwüste, es hat aber an mehreren Orten auch Sanddünen. Wir wählen einen solchen Platz für unsere nächste Übernachtung. Wir wollen nämlich im Zelt in der Wüste übernachten. Kurz vor Sonnenuntergang (also circa 16.30 Uhr!) werden wir mit dem Kamel in die Wüste gebracht und dann ganz alleine gelassen. So wie wir das auch gewünscht haben. Wir geniessen den kalten Abend unter den Sternen mit Tee und Picknick, da wir unseren Gaskocher nicht mehr dabeihaben. Während der Nacht stürmt es gewaltig, wir werden aber nur kurz von einem herumstreunenden Schakal geweckt.

Unsere nächste Station ist Yazd, eine alte Handelsstadt, die schon von Marco Polo erwähnt wurde. Sie besticht heute durch eine schön erhaltene Altstadt mit vielen traditionellen alten Häusern, die zu Hotels umfunktioniert wurden, die alle einen mit Pflanzen und Brunnen geschmücktem Innenhof haben. Wir mieten uns natürlich sofort in ein solches ein, schliesslich hat uns der Innenhof in Toudeshk Cho schon sehr gut gefallen. Wir verbringen nun viel Zeit auf den Teppichliegen im Hof. Wir trinken Tee, essen die berühmten Süssigkeiten aus der Stadt, trinken noch etwas mehr Tee, treffen andere Reisende und lesen.

Nach einer Weile ist es Zeit den schönen Innenhof zu verlassen um die Stadt anzuschauen. Wir sehen uns einen berühmten Feuertempel der Zarathustrier an. Die Flamme in diesem Tempel soll seit dem Jahr 470 ununterbrochen brennen. Die Wanderung durch die Altstadt enthüllt einiges, auch wenn alle Häuser von einer hohen Mauer aus Lehmziegeln umgeben sind. Diese Mauern sind errichtet worden um die gehandelten Waren zu schützen. Wir sehen eine schöne Moschee, wunderschöne Häuser mit Windtürmen (Badgir genannt), die den Wind einfangen und so die Häuser natürlicherweise kühlen. Sie gehören heute aber mehr zur Dekoration und sind von den üblichen strombetriebenen Klimaanlagen abgelöst worden. Faszinierend ist die Wasserversorgung mit den alten, langen, unterirdischen Kanälen aus den Bergen. Wir freuen uns, dass das Leitungswasser überall im Land trinkbar ist und können mitteilen, dass unsere Ernährung durch viel Salat* einigermassen ausgewogen ist.

Yazd hat auch noch einen anderen Vorteil: Restaurants sind hier viel einfacher zu finden, nämlich in den Innenhöfen der Hotels. Vielleicht ist dies auch mit ein Grund, dass es uns hier sehr gut gefällt. Nach ein paar Tagen ausruhen und in Ruhe die Stadt erkunden, ist dann aber Zeit für unsere nächste Station: Shiraz, die Stadt aus der die berühmte (Wein-)traube kommt und Ausgangspunkt um in die Geschichte des ersten persischen Reichs einzutauchen. Doch dies ist Stoff für einen nächsten Artikel (und zu früh gefreut, Wein aus Shiraztrauben ist in Shiraz heute leider nicht mehr zu finden).

*Anmerkung: Theo isst mittlerweile sogar mehr Salat als ich! 🙂

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