Nam Ha: Welcome to the Jungle

Nach zwei Tagen zermürbender Reise vom Süden in den Norden Thailands und zwei Tagen Erholung in Chiang Mai brechen wir endlich Richtung Laos auf. In der thailändischen Grenzstadt Chiang Khong angekommen nehmen wir das Tuk-Tuk zum “Hafen”, das heisst zu einer Ansammlung kleiner Hütten an den Ufern des Mekong. Eine der Hütten beheimatet die thailändische Zollbehörde, wo wir den Ausreisestempel holen. Eine andere Hütte verkauft uns das Ticket für das Long Boat über den Fluss. Über das schlammige Ufer steigen wir mit ca. zehn asiatischen Grenzgängern in das kleine Boot und sind keine drei Minuten später auf der anderen Seite des Mekong. Ein Sprung ins Wasser, aufgepasst, dass der Rucksack nicht ins Wasser fällt und wir berühren laotischen Boden in Houay Xai. Nachdem wir wieder einmal den Pass abgeschrieben haben (unsere Bezeichnung für die sinnlosen Einreiseformulare) und versichert haben, dass wir nur 15 Tage im Land bleiben wollen, kriegen wir den Einreisestempel ohne Umschweife. Bürger der Schweiz und von Luxemburg sind wohl die einzigen Westler, die visumsfrei nach Laos einreisen können, jedoch nur für 15 Tage. Wir sparen uns also die paar Dollar für das 30-Tage-Visum und planen schon mal den “Visa run” ein (der ja streng genommen gar keiner ist, weil wir kein eigentliches Visum benötigen). Die ganze Prozedur hat keine zwanzig Minuten gedauert, um einiges schneller also als an den meisten internationalen Flughäfen.

Laos wird oft als das “vergessene Land” bezeichnet: Im Schatten seiner berühmten Nachbarn Thailand, Kambodscha, Myanmar, Vietnam und China fristet das Land sowohl in den Bereichen Entwicklung wie Tourismus nach wie vor ein Schattendasein. Nach meinem Dafürhalten passt jedoch der Name “Land der Spinnen” besser (dazu später mehr).

Nach unserer Ankunft im Norden von Laos beschliessen wir die Regenwälder der Umgebung zu erkunden, die zu den wildesten, dichtesten und ursprünglichsten Primärwäldern von Festland Südostasien gehören. Leider finden wir keine Gleichgesinnten für eine Dreitagestour durch den Dschungel (zu zweit wäre der Guide ziemlich teuer geworden), also schliessen wir uns einer bestehenden Zweitagestour an. Zunächst geht es einen Tag lang im Kayak durch den Nam Ha Nationalpark, dem ältesten des Landes, vorbei an dichtem Regenwald und kleinen Urwalddörfern. Unsere Navigationsfähigkeiten im Kayak werden bald hart auf die Probe gestellt: Die Stromschnellen sind zwar zu Beginn der Regenzeit noch relativ harmlos, doch wehe man lande mit dem Boot im Unterholz der Böschung. Dieses beheimatet nämlich eine nicht zu unterschätzende Anzahl hässlicher und grosser schwarzer Spinnen. Und wenn man in die Büsche kracht, landen die Viecher im Boot und auf deren Insassen. Dank unserer minimalen Kayak Erfahrung*, können wir im Vergleich zu unseren Mitleidensgenossen schlimmeres vermeiden, “unsere” Spinnen bleiben unter der 10 cm Marke und landen glücklicherweise nicht auf uns, sondern im Boot, von wo sie mit dem Paddel über Bord befördert werden, bevor sie Körperkontakt machen können. Anschliessend schwingen wir uns wie Tarzan auf einer Liane über den Fluss, springen à la Dschungelcamp-Mutprobe ins braune Nass und waschen das Ekelgefühl ab.

Völlig durchnässt erreichen wir unser Nachtlager, eine offene Bambushütte am Rand eines kleinen Dschungeldorfes. Nach ein paar Gläschen Lao-Lao legen wir uns auf den Bambusboden und schlafen zufrieden ein. Die Spinne hinter dem Moskitonetz (diesmal grösser als 10 cm – siehe Foto), bemerken wir glücklicherweise erst am Morgen.

Wir überqueren den Fluss und laufen nun zu Fuss durch den dichten Dschungel, zunächst steil berauf auf dem glitschigen Lehmboden. Bald tanzen wir wie wild umher. Der Grund: Letzte Nacht hat der Regen grosse rote Ameisen von den Bäumen gespült, welche nun einen Teil des Pfades als deren neues Territorium betrachten. Eindringliche wie wir werden entschieden bekämpft. Nach langen Entameisungsmassnahmen auf und unter den Kleidern (die Viecher klammern sich an einem fest!) fassen wir wieder Mut. Es geht steil runter zu einem kleinen Fluss, der Weg ist selbst für geübte Wanderer mit sicherem Tritt äusserst anspruchsvoll. Dann geht es über rutschige Steine dem Bachbett entlang. Zehn Minuten vor unserem Ziel verliere auch ich noch das Gleichgewicht, rutsche auf einem Stein aus ins Wasser…

Das vorgekochte Mittagessen wird wie schon am Vortag am Boden auf Bananenblättern eingenommen – von Hand versteht sich, wie das die Locals tun. Unsere Team-Lebensmittelkontrolleurin (aka Annemarie), die im Dschungel leider kein Handwaschlavabo findet, muss dabei etwas über ihren Schatten springen. Nach einem intensiven Tag freuen wir uns auf eine Dusche und trockene Kleider. Nach kurzer Zeit und einer neuseeländischen Pizza ist unser Wir-Haben-Genug-Vom-Dschungel-Gefühl auch wieder verflogen und wir freuen uns auf weitere Abenteuer.

* Danke an Anna und Dominique für die Smart Boxen zum Geburtstag von Annemarie!

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