Nordwärts

Es ist an der Zeit, die für uns (ant)arktischen Gefilde zu nahe am Südpol zu verlassen. Wir fahren vorbei an der steilsten Strasse der Welt in Dunedin (Baldwin Street), einem immer noch erdbebengebeutelten Stadtzentrum von Christchurch und einer weiteren imposanten Lord of the Rings Kulisse im tiefsten Hinterland von Canterbury (wer errät den entsprechenden Ort in Mittelerde?). So setzen wir wieder auf die Nordinsel über und lassen die Sandfliegen geplagte Südinsel mit ein paar letzten juckenden Stichen hinter uns. In Northland wollen wir die letzten Spätsommertage geniessen und Ane’s Gastfamilie von 1999 besuchen. Unterwegs bietet sich die einmalige Gelegenheit ohne strafrechtliche Konsequenzen über ein Kunstwerk von Hundertwasser zu urinieren. Tatsächlich hat der österreichische Künstler hier die letzten 27 Jahre seines Lebens verbracht und dabei seine Zeit unter anderem mit der Gestaltung von öffentlichen Toiletten totgeschlagen. Die Stadt Whangarei wollte dieses jedoch nicht aufstellen, so wurde es kurzerhand ins kleine Kaff Kawakawa verbannt. Das WC mitten im Dorf ist zwar ein kleines Touristenmagnet (sofern sich jemand hierher verirrt), geniesst ansonsten aber keinerlei Denkmal- oder Kunstschutz, sondern wird kompromisslos seinem Zweck gemäss eingesetzt.

Fünfzehnhundert Kilometer weiter und ein paar Tage nachdem wir am Südende von Neuseeland dem Wind getrotzt haben, befinden wir uns bereits beinahe am nördlichsten Ende des Landes. Am Cape Reinga, wo nach Maori Legende die Seelen das Land verlassen und ins Meer Richtung Hawaiki schwimmen (ins mystische Land, wo die ersten Kanus herkamen). Dieser spezielle Ort hat tatsächlich eine ehrfurchtserweckende Ausstrahlung. Northland, der nördlichste Zipfel von Neuseeland bietet jedoch neben Maori Kultur und geschichtsträchtigen Örtlichkeiten (z.B. Waitangi, der Grund auf welchem der Vertrag zwischen Maori und Weissen – Pakeha – unterzeichnet wurde, der noch heute Gültigkeit hat) auch landschaftlich einiges: Riesige Dünenlandschaften erheben sich plötzlich vor uns und lassen uns glauben, dass wir uns mitten in der Sahara befinden. Auch entdecken wir unberührte Strände soweit das Auge reicht. Der Traum vom Zelten am einsamen Südseestrand unter unbeschreiblichem Sternenhimmel erfüllt sich (mehrmals). Unser Billig-Gaskocher ist aber kaum imstande im stetigen Wind das Pasta-Wasser über 100 Grad Celsius zu erhitzen…

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